Türen öffnen, Herzen öffnen – Hilfe in der Bahnhofsmission
Ich sitze hier gemütlich in meinen vier Wänden, wie viele von uns in diesem November, Dezember und …. Seit Monaten bin ich kaum unterwegs, gehe höchstens einkaufen, arbeite von zuhause und treffe Kolleg*innen und inzwischen auch Freunde in Videokonferenzen.
Erst heute viel mir auf, wie wenig ich derzeit von der Welt, von anderen Mitmenschen mitbekomme. Wie geht es meinen Nachbarn? Gut, mit denen rede ich immer mal wieder auf der Straße mit Abstand. Aber wo sind all die anderen, die kein Dach über dem Kopf haben? Die in engen Wohnungen sich gegenseitig auf die Nerven gehen und vielleicht dabei ihre Aggressionen kaum zügeln können? Die das allein sein schon ohne Corona nicht aushalten, aber jetzt überhaupt nicht mehr? Die schon seit langem an einer psychischen Kante entlang schrammen und jetzt vielleicht über der Kante sind?
Viele die nicht mehr weiter wissen, kommen in der Regel in die Bahnhofsmissionen. Da sind sie willkommen, können einfach da sein und erhalten Hilfe bei Bedarf. Aber auch diese modernen „Herbergen“ können derzeit nur eingeschränkt Zuflucht bieten. Die – oftmals ehrenamtlichen – Mitarbeitenden der Bahnhofsmissionen geben Essen und Kleidung aus, vermitteln Unterkunft und Beratung. Für immer mehr Hilfesuchende sind die Bahnhofsmissionen und ihr Angebot derzeit essentiell für die Grundversorgung, da viele andere Einrichtungen geschlossen haben. Doch ein Aufenthalt in den Bahnhofsmissionen ist auch hier meist nicht möglich. Und das fehlt! Nicht nur das Wärme tanken in den kalten Tagen fehlt, sondern auch das „wärmende“ Gespräch, der verständnisvolle Blick, das freundliche Lächeln. Einfach ein Ort zum „Aufwärmen“ rundum.
Denn neben Essen, Trinken und einem Dach über dem Kopf brauchen alle Menschen vor allem ein Gegenüber, das sie wahrnimmt, dem sie begegnen können, das sie ernst nimmt.
Daher mein größter Wunsch für 2021: Lass das Virus seine „Kraft“ verlieren, die Bahnhofsmissionen wieder ihre Türen weit öffnen, Ehrenamtliche, die jetzt pausieren müssen, ihr Engagement wieder aufnehmen, neue Engagierte dazukommen und vor allem lass Menschen, die eine Zuflucht suchen, in den Bahnhofsmissionen einen Platz zum Wärmen finden – für Körper und Seele.
Von Isa.
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